WOCHE DER KLIMAANPASSUNG 15.09. - 19.09.2025
Anlässlich der Woche der Klimaanpassung informiert Klimaschutzmanager René Körber über Möglichkeiten, wie sowohl Privatpersonen als auch Kommunen sich auf die klimatischen Veränderungen vorbereiten können. Denn selbst ein konsequenter Klimaschutz heute ist nicht mehr in der Lage, die Auswirkungen des menschengemachten Treibhausgas-Ausstoßes vollständig umzukehren. Hier finden Sie daher Tipps und Denkanstöße zu möglichen Maßnahmen.
Freitag: Die Klimaangepasste Stadt 2050 - eine Vision für die Zukunft
Wie werden unsere Städte im Jahr 2050 aussehen? Sicher ist, dass der Klimawandel unseren Alltag noch stärker prägen wird als heute. Hitzewellen, Starkregen und ein steigender Meeresspiegel stellen Städte vor enorme Herausforderungen. Doch zum Abschluss der Woche der Klimaanpassung wollen wir hier einen positiven Blick in die Zukunft werfen.
Im Sommer 2050 sind Betonwüsten und graue Straßenbilder Geschichte. Stattdessen setzen Städte flächendeckend auf Begrünung. Nicht nur in Parks, sondern im großen Stil auf Dächern, an Fassaden und entlang von Straßen. Der Einkaufsbummel durch die Stadt ist deutlich angenehmer, da man ihn trotz praller Sonne im Schatten von Stadtbäumen erledigen kann.
Auch beim Umgang mit Wasser hat sich vieles verändert: Städte verfügen über ein ausgeklügeltes Regenwassermanagement. Dachflächen sammeln Wasser, das in Zisternen gespeichert und in Trockenzeiten für die Bewässerung genutzt wird. Entsiegelte Flächen und urbane Grüninseln helfen, auch Starkregen aufzufangen. Überschwemmungen sind daher deutlich seltener und fallen weniger stark aus. Außerdem ist auch den Rest des Jahres die Aufenthaltsqualität deutlich höher, da die Grün- und Wasserflächen für ein angenehmes Mikroklima sorgen.
Gebäude sind 2050 mit einem Fokus auf Klimaresilienz gebaut. Dächer reflektieren Sonnenstrahlen und durch die intensive Begrünung wird gerade an heißen Tagen weniger Wärme gespeichert. Durch eine intelligente Planung braucht es auch keine Klimaanlagen – und der durch Wind und Sonne erzeugte Strom kann anderweitig genutzt werden.
Mobilität ist auch 2050 von Bedeutung: Sie ist leise, sicher und emissionsfrei. Fuß- und Radwege sind angemessen breit, schattig und sicher. Das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs ist für alle Menschen zugänglich und wird ergänzt durch ein Sharing-System von Fahrrädern, E-Autos und Scootern. Da weniger Leute auf ein eigenes Auto angewiesen sind, kann der so gewonnene Platz auch anderweitig genutzt werden: Für Grünanlagen, Spielplätze und Begegnungsorte.
Nicht zuletzt sind Städte auch stärker Orte der Gemeinschaft: Bürgerinnen und Bürger sind aktiv eingebunden, beteiligen sich an Gemeinschaftsgärten, Energiegenossenschaften und lokalen Klimainitiativen. Städte sind nicht nur widerstandsfähiger gegen den Klimawandel, sondern auch Orte des Miteinanders: lebenswert, gesund und sozial gerecht.
Diese Vision ist keine Utopie, sondern ein realistisches Ziel. Viele der notwendigen Maßnahmen sind heute bereits bekannt und in Vorreiterstädten wie Kopenhagen oder Paris auf dem Vormarsch. Auch andere Städte tun gut daran, derartige Vorhaben konsequent umzusetzen. Je früher wir damit anfangen, unsere Städte entsprechend umzugestalten, desto besser können wir die Folgen des Klimawandels abfedern und eine lebenswerte Zukunft gestalten.
Donnerstag: Klimaanpassung von Gebäuden
Hitzewellen, Starkregen und Überschwemmungen belasten Mensch und Umwelt zunehmend. Besonders Gebäude stehen dabei ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Unser eigenes Zuhause soll ein Ort des Wohlbefindens und des Sicherheitsgefühls sein. Daher bietet es sich an, gerade an unseren eigenen vier Wänden angemessene Schutzvorkehrungen vor Klimaveränderungen vorzunehmen.
Ein erster Ansatzpunkt ist die Temperatur im Inneren. Ein heller Anstrich von Dach oder Fassade kann durch den sogenannten Albedo-Effekt dafür sorgen, dass Sonnenstrahlen reflektiert und weniger Wärme gespeichert wird. Räume bleiben so an heißen Tagen merklich kühler, und das ganz ohne Klimaanlage. In Verbindung mit Außenverschattung durch Markisen oder Jalousien wird zusätzlich verhindert, dass sich Innenräumen aufheizen. Richtiges Lüften verstärkt den Effekt: Morgens und abends frische Luft reinlassen und tagsüber Fenster und Türen geschlossen halten kostet nichts, erhöht aber den Komfort spürbar.
Ebenso spielt die Begrünung rund ums Haus eine entscheidende Rolle. Schon wenige Kübelpflanzen auf dem Balkon, Rankpflanzen an der Hauswand oder ein bepflanzter Innenhof tragen zur Kühlung bei. Denn Pflanzen wirken wie natürliche Klimaanlagen, da durch die Verdunstung von Wasser an den Blattoberflächen die Umgebung auf natürliche Weise gekühlt wird. Außerdem kann eine grüne Umgebung natürlich auch eine wertvolle Insel für Insekten und Vögel in einer urbanen Umgebung darstellen.
Auch der Umgang mit Starkregen rückt in den Fokus: Regenfässer oder Zisternen speichern Wasser zwischen und entlasten so in Spitzenzeiten auch die örtliche Kanalisation. Gleichzeitig bieten sie später eine kostenlose Bewässerung an heißen Tagen für Garten oder Balkon. Zudem sollte natürlich auf ausreichend dichte Kellerfenster und korrekt installierte Rückstauklappen geachtet werden, damit die eigenen vier Wände trocken bleiben.
Es zeigt sich: Klimaanpassung muss kein teures Großprojekt sein. Oft reichen schon kleine Maßnahmen aus, um das Haus widerstandsfähiger zu machen und gleichzeitig auch den Wohnkomfort zu steigern. Damit tun Sie nicht nur etwas für sich selbst, sondern leisten auch einen Beitrag zur Lebensqualität im gesamten Quartier. Denn je mehr Menschen mitmachen, desto spürbarer wird der Effekt für die gesamte Stadt.
Mittwoch: Warum wir Biodiversität brauchen
Wenn von Biodiversität die Rede ist, denken viele an exotische Tiere in fernen Regenwäldern. Doch die eigentliche Schatzkammer der Artenvielfalt liegt oft direkt vor unserer Haustür. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind Wildbienen: In Deutschland gibt es rund 600 verschiedene Arten – von der winzigen Maskenbiene, die kaum größer als ein Reiskorn ist, bis hin zur pelzigen Hummel. Sie alle übernehmen eine unverzichtbare Rolle in unseren Ökosystemen.
Während die Honigbiene vor allem für ihre Honigproduktion bekannt ist, sorgen Wildbienen still und unscheinbar dafür, dass Obstbäume, Gemüse und Wildpflanzen überhaupt Früchte tragen. Viele Pflanzenarten sind sogar ausschließlich auf bestimmte Wildbienenarten angewiesen. Verschwinden sie, hätte dies gravierende Folgen für die Landwirtschaft und unsere Ernährungssicherheit.
Doch wie viele Insekten geraten auch Wildbienen zunehmend in Bedrängnis. Monokulturen, Pestizide, versiegelte Flächen in den Städten und eine abnehmende Artenvielfalt unter den Blühpflanzen führen dazu, dass die kleinen Helfer immer weniger Nahrung und Nistplätze finden. Außerdem verschieben sich durch den Klimawandel die Blühzeiten von Pflanzen. Dadurch kommt es immer häufiger dazu, dass die Pflanzen bereits verblüht sind, bevor sie bestäubt werden konnten.
Dabei kann jeder etwas tun, um zu helfen:
- Der heimische Balkon oder Garten lässt sich mit heimischen Wildstauden, artenreichen Blumenwiesen und blühenden Hecken in eine wertvolle Futterquelle verwandeln, die ganzjährig Nektar und Pollen bieten.
- Als Nisthilfe dienen Tothölzer, Erd- und Steinhaufen oder auch Pflanzenstängel. Wie so oft, ist weniger mehr: Wer auf Pestizide verzichtet und der Natur möglichst freies Spiel lässt, schafft eine natürliche Oase – für Mensch und Insekt gleichermaßen.
- Wassertränken unterstützen gerade an heißen Tagen auch Insekten. Diese sollten flach und mit Steinen versehen sein.
- Künstliches Licht sollte nur bei Bedarf eingeschaltet werden – ansonsten kreisen viele Insekten bis zur Erschöpfung um sie herum.
Das gleiche gilt natürlich auch für Kommunen: insektenfreundliche Grünflächen, Blühstreifen am Wegesrand und der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel sind hier ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität. Der Vorteil: Mehr Biodiversität erhöht die Stabilität des Ökosystems, erhöht Bestäubungserträge und stärkt die Resilienz gegenüber Klimaextremen.
Klimaanpassung und Biodiversität gehen Hand in Hand – indem wir Lebensräume schützen und vielfältige Nahrungsquellen bereitstellen, unterstützen wir Bienen und das gesamte Ökosystem bei der Anpassung an das Klima und unsere eigenen Lebensgrundlagen.
Dienstag: Starkregen- und Hochwasservorsorge
Ein wärmeres Klima schafft beste Voraussetzungen für Extremwetterereignisse, weshalb wir schon heute eine Häufung solcher Phänomene feststellen. Die Flut im Ahrtal mit 135 Todesopfern hat uns vor Augen geführt, welche Auswirkungen der Klimawandel mit sich bringt. Auch im Küstenland Schleswig-Holstein müssen wir uns intensiver auf den Umgang mit den Wassermassen vorbereiten, immerhin sind wir hier nicht nur von Starkregen, sondern auch vom steigenden Meeresspiegel betroffen.
Seit Beginn der Industrialisierung ist der Meeresspiegel im weltweiten Durchschnitt bereits um 20 cm angestiegen – und gerade in den letzten Jahren hat die Geschwindigkeit des Anstiegs stark angezogen. Das Geomar Institut in Kiel rechnet selbst im günstigsten Szenario mit einem Anstieg des Meeresspiegels um mindestens 40 cm. Nur durch ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen lässt sich verhindern, dass dieser Wert deutlich überschritten wird. Ein „Weiter so“ könnte bis zum Jahr 2100 sogar einen Anstieg um bis zu zwei Metern bedeuten.
Auch im besten Fall ist ein weiterer Meeresspiegelanstieg also ebenso unausweichlich wie die Zunahme von Extremwetterereignissen wie Starkregen. Daher sollten wir uns und unsere Umgebung bestmöglich auf diese Veränderungen einstellen und uns entsprechend anpassen.
Ein erster Schritt könnte also der Gang um das eigene Grundstück sein: Sind die Kellerfenster dicht und Lichtschächte ausreichend geschützt? Sind Abflüsse frei und Rückstauklappen installiert? Wer diese Punkte regelmäßig überprüft, ist schon mal ohne großen Aufwand gut auf den Fall der Fälle vorbereitet. Wer einen Garten oder Stellplatz besitzt, kann prüfen, ob sich Flächen entsiegeln lassen – etwa, indem Asphalt oder Beton durch wasserdurchlässige Steine oder Rasen ersetzt wird. So entstehen Versickerungsflächen, die Regen aufnehmen und die Kanalisation entlasten. Damit schaffen Sie nicht nur einen Schutz vor Überflutungen, sondern zugleich grüne Oasen für Mensch und Natur.
Selbstverständlich müssen auch die Kommunen ausreichend vorsorgen und die öffentliche Infrastruktur klimaresilient machen. Regenrückhaltebecken, Dachbegrünungen und offene Versickerungsflächen sind wichtige Bausteine einer modernen Stadtplanung.
Der Klimawandel schreitet so schnell voran, dass wir nicht um Anpassungsmaßnahmen rumkommen. Mit einer Kombination aus baulichem Schutz, einer bewussten Gestaltung unserer Umgebung und einem Blick für mögliche Risiken können wir uns wappnen – damit das nächste Unwetter nicht zur Katastrophe wird.
Montag: Hitzevorsorge
Der zurückliegende Sommer hat es erneut gezeigt: Unsere Städte werden immer heißer und trockener. Der Juni 2025 war der Siebtheißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Asphalt, Beton und die enge Bebauung speichern die Wärme und sorgen dafür, dass die Temperaturen in urbanen Räumen deutlich höher liegen als im Umland. Dieser „Wärmeinseleffekt“ beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern stellt auch ein nicht zu unterschätzendes gesundheitliches Risiko dar. Die Zahl der Hitzetoten ist in den letzten Jahren stark angestiegen – vor allem ältere Menschen, kleine Kinder und chronisch Kranke sind gefährdet.
Vor diesem Hintergrund rückt nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die Anpassung an die bereits eingetretenen Klimaveränderungen in den Fokus. Die Kommunen sind daher angehalten, Flächen zu entsiegeln und durch Grünpflanzungen für ein angenehmeres Stadtklima zu sorgen. Bereits ein paar Stadtbäume erhöhen die Verdunstung spürbar und tragen so zur Abkühlung ihrer Umgebung bei. Und sind wir mal ehrlich: lieber sitzen wir bei heißem Wetter unter einem schattigen Blätterdach als auf einer aufgeheizten Betonfläche.
Auch lohnt es sich, sich über die Gestaltung unserer Gebäude Gedanken zu machen. Helle Dächer und Fassaden tragen zu einem deutlich angenehmeren Klima im Inneren bei. Den größten Effekt erzielen allerdings begrünte Dächer und Fassaden. Sie wirken wie natürliche Klimaanlagen, verbessern die Luftqualität und schaffen Lebensräume für Insekten. Langfristig lassen sich so sogar Energiekosten senken.
Das betrifft nicht nur die Kommunen, sondern auch Bürgerinnen und Bürger können aktiv werden: durch die Begrünung von Gärten, Balkonen und Innenhöfen kann jede/r etwas zum Stadtklima beitragen. Und natürlich gilt immer: achten Sie auf sich und andere und nutzen Sie wann immer möglich vorhandene Schattenplätze!
Klar ist: Der Klimawandel erfordert langfristige Anpassungsmaßnahmen und Städte müssen sich wandeln, um auch in Zeiten zunehmender Hitzeperioden lebenswert zu bleiben. Viele Kommunen, wie zuletzt auch Heide, installieren daher im Innenstadtbereich Wasserspender – denn Dehydration ist gerade an heißen Tagen eine unterschätzte Gefahr. Klimaanpassung ist hier nicht als Luxus zu verstehen, sondern als eine notwendige Vorsorge – für Lebensqualität und Gesundheit.










