Die Entstehung des Wasserturmes

Eine Typhusepidemie in Heide führt zur zentralen Wasserversorgung

In Heide gab es wie in früheren Jahren in den Sommermonaten stets dasselbe Problem: die Wasserversorgung. Das unsaubere Trinkwasser, das immer noch aus Pumpen und Brunnen gewonnen wurde, verursachte Typhus-Epidemien. Denn sowohl die Pumpen als auch die Brunnen förderten lediglich Oberflächenwasser zutage, und das wurde durch Abfälle zusätzlich verunreinigt.

Auch eine Kanalisation wurde dringend benötigt. Seit 1897 befasste sich die Stadt mit einer entsprechenden Planung, sich dem Bau einer Kanalisation zu nähern, mit der Realisierung wurde aber erst 1905 begonnen.

Im August 1901 berief der in die Sanitätskommission gewählte Dr. Lammers eine Sitzung ein.
Er stellte jetzt mehrere Forderungen:

  • die Reinigung der Gräben und Rinnsteine, 
  • die Abwässer aufnehmen; 
  • die Entfernung der Unrathaufen auf den Höfen; 
  • die Beschleunigung des Baues von Tiefbrunnen; 
  • die Aufklärung der gefährdeten Bevölkerung durch Boten 
  • sowie die baldige Anfertigung eines Konzeptes für ein Wasserleitungssystem.

Großen Wert legte Dr. Lammers dabei auf die Feststellung, dass dieses Aufgaben der Stadt seien und von ihr ausgeführt werden müssten. Außerdem sollten die Zeitungen nicht über die neuen Typhusfälle berichten. So sind in den Ausgaben des „Heider Anzeigers“ auch keinerlei Berichte über erneute Typhuserkrankungen zu finden. Allerdings erscheinen in der Folge zahlreiche Notizen im „Heider Anzeiger“, die auf die Tätigkeit der Wasserleitungs-kommission aufmerksam machen. 

Am 02. August 1901 ist im „Heider Anzeiger“ zu lesen: „Der Brunnenbauer Knuth aus Süderhastedt hat seine Arbeiten am Notpool, weil er in einer Tiefe von über 100 Fuß auf Felsen gestoßen ist, eingestellt.“ 

Weitere Berichte im „Heider Anzeiger“ machen die Situation in Heide im Spätsommer und Herbst deutlich. Eine Vielzahl von Bohrungen nach gutem Wasser werden aufgezeigt, genau wie die Aktivitäten der Kommission, die sich in Schleswig-Holstein bestehende Wasserwerke ansah. Im Oktober 1901 wurde der Kieler Oberingenieur Rosenboom als Sachverständiger eingeschaltet. 

Auf das entsprechend gute Wasser stieß man bei den verschiedenen Bohrungen in Süderholm, östlich der Schanze. Probeweise durchgeführte Pumpversuche zeigten im Juni 1902 an, dass ausreichend Wasser für die Versorgung der Heider Bevölkerung vorhanden war. 

Im November 1902 meldet der „Heider Anzeiger“ den Baubeginn für das neue Wasserwerk unter der Leitung des Ingenieurs Rosenboom. Gleichzeitig entstand nach den Plänen des Kieler Architekten C. Voß der Wasserturm an der Österweide als Verteilstation des Wassers. 

Mit 45,71 Metern wird der repräsentative Turm bis weit in dieses Jahrhundert hinein zum Wahrzeichen der Stadt. 

Am 10. Oktober 1903 waren schließlich alle Rohre verlegt, die Verbindung zwischen dem Wasserwerk und dem Wasserturm hergestellt, ebenso die Leitungen in die Straßen der Stadt, mit Ausnahme von vier Straßen. 

Zu diesem Zeitpunkt fehlten lediglich die Anschlüsse, die die Wasserleitungsrohre mit den Häusern verbanden. Dieses geschah in den folgenden Monaten. Am 30. Oktober 1903 wurde das neue Wasserleitungssystem in Betrieb genommen. 

Durch diese Errungenschaft war die Seuchengefahr, die durch ein veraltetes Brunnensystem verursacht worden war, gebannt.