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Geschichte als App: Heider „Stolpersteine“ erzählen vom Schicksal Heider Bürger

Vor 77 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, kam es überall in Deutschland zu gewalttätigen Überfällen auf Juden, ihre Wohnungen, Geschäfte und Synagogen. Auch in Heide wurden Bürgerinnen und Bürger von den Nationalsozialisten denunziert, deportiert und ermordet. In Heide erinnern mehrere "Stolpersteine" an ihr Schicksal. Nun werden die Messingtafeln durch vertonte Biografien erweitert. Weil sie von der NSDAP als Jüdin denunziert wurde, suspendierte man die zum Christentum übergetretene Lilly Wolff im September 1933 von ihrem Dienst als Schullehrerin in Heide. Ohne berufliche Perspektive zog sie nach Berlin, wo sie eine Zeitlang "nichtarische" Kinder unterrichtete bis 1942 der gesamte Schulbetrieb jüdischer Organisationen eingestellt wurde.

Am 5. September 1942 wurde Lilly Wolff in Berlin verhaftet und in das Ghetto Riga deportiert, wo sie wenig später ermordet wurde. Ein Stolperstein vor der Klaus-Groth-Schule erinnert an die Frau, die mit Willensstärke für ihre Überzeugungen einstand.

Jetzt kann der Stein "sprechen". Auf Initiative des Offenen Kanals Westküste und der Heider Stiftung gegen Extremismus und Gewalt haben sich Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs 2014/2015 des Werner-Heisenberg-Gymnasiums mit den Schicksalen von sieben Heider NS-Opfern beschäftigt und ihre Biografien als Manuskripte verfasst.

Die fertigen Texte sprachen die Profis des NDR-Studios Heide im Radiostudio ein. Über die Smartphone-App audioguideMe und auf der Internetseite www.stolpersteine-heide.de, die vom OK Westküste gestaltet wurde, können sie nun aufgerufen werden.

"Über vertonte Biografien wollten wir einen neuen Zugang zu den Schicksalen hinter den Stolpersteinen schaffen", so OK Leiter Andreas Guballa. Und Berndt Steincke von der Stiftung gegen Extremismus und Gewalt ergänzt: „Auf diese Art soll das Geschehene niemals in Vergessenheit geraten, um auch heute noch aus den Fehlern der Vergangenheit lernen zu können.“

Seit 1995 erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig mit Stolpersteinen an die Opfer der NS-Zeit, indem er kleine Gedenktafeln aus Messing vor ihrer letzten Wohn- oder Arbeitsstätte in den Boden einlässt.

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