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Flüchtlingsunterbringung in Schleswig-Holstein: „Wir brauchen Planungssicherheit“

Seit mehreren Monaten setzen sich viele Heiderinnen und Heider für Flüchtlinge ein. Auch für die Stadtverwaltung ist die Bewältigung der Flüchtlingskrise eine zentrale Herausforderung. Obwohl die Stadt das wichtigste Ziel bereits erreicht hat, fällt die Zwischenbilanz von Bürgermeister Ulf Stecher gemischt aus.

„Die Flüchtlingskrise wird vor allem in den Kommunen bewältigt. Hier werden die Menschen untergebracht, betreut und integriert“, ist Heides Bürgermeister Ulf Stecher überzeugt. Keine leichte Aufgabe für die Kreis- und Hochschulstadt an Schleswig-Holsteins Westküste: „Alleine in den letzten sechs Wochen vor Weihnachten erreichten uns rund 100 Personen, die wir kurzfristig mit geeignetem Wohnraum versorgen mussten“, blickt Heides Bürgermeister Ulf Stecher auf turbulente Tage im Rathaus zurück.Nur dem hohen persönlichen Einsatz seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei es zu verdanken, dass die Situation gemeistert wurde, sagt Stecher. „In Heide haben wir alle an einem Strang gezogen. Unsere größte Sorge war, dass wir den Menschen keine vernünftige Unterkunft anbieten können.“  Trotz des ohnehin angespannten Wohnungsmarktes der Dithmarscher Kreisstadt sei es gelungen, alle Menschen zu versorgen. „Auf Notquartiere in Zelten oder Containern konnten wir glücklicherweise verzichten“, resümiert der Bürgermeister. Während die Aufnahme der Asylsuchenden andernorts teilweise zu chaotischen Zuständen führte, erstellte die Heider Stadtverwaltung ein Flüchtlingskonzept, organisierte kontinuierlich neue Unterkünfte und rief eine Spendenaktion ins Leben. Auch ein hauptamtlicher Betreuer für die rund 400 Neuankömmlinge wurde im Rathaus eingestellt. Zudem veranstaltete die Verwaltung einen Informationsabend und verfasste einen Aufruf, in dem der Bürgervorsteher und der Bürgermeister um Unterstützung bei der Wohnungssuche baten. Trotz dieser Erfolge betrachtet der Bürgermeister die Situation mit großer Skepsis. Der Grund: Nach wie vor fehle es an einer verlässlichen Planung und Koordinierung der Flüchtlingskrise. „Vom Bund bis zu den Gemeinden – viel zu oft sind wir gezwungen zu improvisieren, ohne abschätzen zu können, wie sich die Lage entwickelt“, bemängelt Bürgermeister Ulf Stecher.In Heide wird in diesen Tagen die Unberechenbarkeit der Situation deutlich: „Entgegen der Prognosen  sind die Zuweisungen von Asylsuchenden im neuen Jahr drastisch zurückgegangen“, bestätigt der Verwaltungschef. Nicht 40 bis 70 Personen, wie erwartet, sondern lediglich vier Flüchtlinge hätten die Stadt im Januar erreicht.

Das Problem: Um bestmöglich auf die Flüchtlingskrise vorbereitet zu sein, investierte die Stadt rund 190.000 für die Herrichtung eines Quartiers für etwa 120 Personen. Doch die erwarteten Zuweisungen blieben aus. Der ehemalige Wohnblock einer Kaserne steht nun leer. Die Unterhaltung und Bewachung des Gebäudes und verursacht weitere Kosten, die nicht durch Ausgleichszahlungen des Landes gedeckt sind. „Mich ärgert, dass wir in finanzielle Schwierigkeiten geraten, gerade weil wir uns so gut wie möglich auf die Situation eingestellt haben. Es ist hart, wenn wir unsere Anstrengungen nun gegen Kritik verteidigen müssen, obwohl wir noch vor wenigen Wochen sicher waren, genau das Richtige getan zu haben“, fasst Stecher den Unmut in Heide zusammen.Nach Rücksprache mit dem Land rechnet die Heider Stadtverwaltung mit anhaltend geringen Zuweisungen von Flüchtlingen. Voraussichtlich bis April werden die vorbereiteten Unterkünftige leer stehen und die Stadtkasse weiter belasten.

„Zugegeben: Wir haben ein Luxusproblem“, sagt Ulf Stecher. Viel schlimmer sei es, wenn tatsächlich zu wenig Wohnraum vorhanden wäre und Menschen in Zelten oder Sporthallen untergebracht werden müssten. „Dennoch sehe ich große Reibungsverluste, sollte es uns nicht gelingen, Planungssicherheit für die Kommunen zu schaffen. Dann verspielen wir das große Potential der Städte und Gemeinden als Orte gelebter Integration.“

Hier finden Sie weitere Informationen zur Flüchtlingssituation in Heide und praktische Tipps für Helferinnen und Helfer.

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